Am 5.12.2017 fand im STIC in Strausberg die Auftaktveranstaltung "Digitale Risiken - Digitale Chancen" statt. Der Begleitausschuss zum Lokalen Aktionsplan Märkisch-Oderland hat das Thema Digitalisierung als Schwerpunkt für 2018 gesetzt. Die Zielvorgabe der Veranstaltung lag in der Aktivierung der Akteure im Lokalen Aktionsplan und bestenfalls in einer Sammlung von Projektideen für das Förderjahr 2018. Mit fast 60 Teilnehmenden und mit engagierten Diskussionen bis über das geplante Ende der Veranstaltung hinaus, zeigte sich, wie das Thema den Bedürfnissen und aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen entspricht.
Bereits beim Ankommen wurden die Teilnehmenden aufgefordert sich als Digital Nerds, Digital Native oder Digital Immigrants einzuordnen, indem sie sich unterschiedlich farbige Punkte auf ihr Namensschild kleben. Dabei wurde ihnen erklärt, dass die Natives bereits mit digitalen Medien aufgewachsen seien, die Immigrants nicht. Nerds würden die meiste Zeit im digitalen Raum verbringen. Manche lösen die Aufgabe, indem sie sich zwischen Immigrant und Native einschätzen und zwei farbige Punkte nehmen. Als Nerds schätzen sich fast keine Teilnehmende ein.
Die Veranstaltung eröffnete Boris Klein vom Kreiskinder- und Jugendring, der den Lokalen Aktionsplan Märkisch-Oderland koordiniert. Er beschrieb die Digitalisierung als vielleicht die größte gesellschaftliche Umwälzung dieser Zeit, denn wir stehen jetzt an dem historischen Punkt, an dem es noch Menschen gibt, die ohne Handy und Computer groß geworden sind. Projekte soll diese Veranstaltung anstoßen und hofft auf eine große Ressonanz im kommenden Förderjahr. Damit übergibt Boris Klein an den Moderator Christian Raschke.
Jürgen Schirrmeister von der Prävention in der Polizeiinspektion Strausberg und Mitglied im Begleitausschuss Lokaler Aktionsplan MOL erläuterte in seinem Beitrag vor allem die negativen Aspekte des Internet mit Fake News, Hate Speech und Cyber Mobbing. Er betont aber auch die Chancen und Möglichkeiten, die gerade der Lokale Aktionsplan hat, um auf diese gesellschaftlichen Phänomene einzugehen. [Zu den Folien]
Sina Laubenstein erläuterte in ihrem Input, wie in der Europa weiten Bewegung No-hate-speech-movement auf Humor und die offensive Auseinandersetzung mit Hate Speech gesetzt wird. Dabei unterstützt ihre Organisation mit ihren Internet-Kampagnen und ihrer Beratung.
Zur Radikalisierung im Netz zitiert sie Studien, die zeigen, dass in dem Augenblick, wo die Adressat*innen von Hate Speech sichtbar werden, die Angriffe abgeschwächt werden – und sei es auch nur in der digitalen Welt auf dem Display wie bei der Kommunikationsplattform Skype.
Die oft vertretene Strategie des „Nicht beachten“ nützt nicht, führt sie aus. Anders als in analogen, face-to-face Diskussionen, bei denen das gesprochene Wort verhallt, bleibt das im Internet geschriebene. [Zu den Folien]
In der zweiten Hälfte der Veranstaltung sollten die Herausforderungen im jeweiligen Handlungsfeld der Teilnehmenden identifiziert und erste Ideen für Chancen der Digitalisierung diskutiert werden. Projektvorschläge sollten mit der Frage entwickelt werden: „Was brauchen wir vor Ort, damit in MOL eine aktive Zivilgesellschaft gegen Hass und Gewalt im Netz befördert wird?“
Dieser Aufgabe stellten sich Gesprächsgruppen aus mindestens zwei Digital Natives und zwei Digital Immigrants indem sie die Pause zumeist ausfallen ließen. Mit den auf den Stühlen liegenden Moderationskarten und Stiften sammelten sie ihre Kommentare, Ideen und Projektvorschläge.
Die Kommentare problematisieren das Internet als Freiheit oder Bedrohung und kritisieren den geringen Stellenwert den Schule der Medienkompetenz beimisst. Wenn Medien Arbeitszeit fressen, dann geraten die positiven Aspekte der Digitalisierung schnell in den Hintergrund.
Die Ideen, die die Teilnehmenden sammeln, konzentrierten sich auf die Vermittlung von Medienkompetenz. So möchte ein Mitarbeiter des Jugendclubs Blaupause aus Neuenhagen einen Medienführerschein für die benachbarten Grundschulen anbieten – auch um Nachwuchs für den Jugendclub zu gewinnen. Wie Medienkompetenz in den Lehrplan der Schulen gelangt, eine App die Medienkompetenz von Jugendlichen unterstützen kann und Lan-Party zwischen den Generationen vermitteln, waren weitere Ideen. Sogar Familienhelfer*innen aus dem Bereich der Hilfen zur Erziehung sollten sich in der Begleitung von Familien als Berater*innen für die Eltern in Sachen Medienkompetenz qualifizieren. Vor allem sollten die Möglichkeiten, die die digitale Welt hat, aufgezeigt werden und nicht immer nur die Gefahren.
Auch die konkreteren Projektvorschläge konzentrierten sich auf die Vermittlung von Medienkompetenz. Die Vertreterin des Jugendamts wird als Ergebnis dieser Tagung der Kreisvolkshochschule empfehlen, Kurse zu Hate Speech, Mobbing und dem Urheberrechtsgesetz anzubieten. Das Strausberg TV, das die Veranstaltung in vollem Umfang dokumentierte, kann durch technische Ausstattung und Know How Medienprojekte unterstützen. Die LAG Märkische Seen wird Digitale Tools für die Mehrzahl der Einwohner*innen Brandenburgs entwickeln, die in ländlichen Regionen leben. Die Idee, ein Festival gegen den Hass zu veranstalten soll im Jugendparlament Strausbergs diskutiert werden. Eine Digital Native brachte sich offensiv mit ihren Projektvorschlägen in die Diskussion ein, die zumeist von Digital Immigrants geführt wird, obwohl der Moderator darauf achtete, dass Digital Natives zu Wort kamen. Sie möchte als Digital Native Medienkompetenz für Erwachsene durch Veranstaltungen unterstützen und ein Schulprojekt zum „Cyber Mobbing“ initiieren.
Wir danken allen Teilnehmer*innen und freuen uns auf die kommenden Projekte im Jahr 2018!