Am 15.06.2022 fand mit 101 Teilnehmenden auf dem Campus Schloss Trebnitz die 9. Demokratiekonferenz mit dem Titel "Eine Traumschule ohne Diskriminierung - oder was man dafür tun kann" statt. Die Moderation übernahm Andrea Rauch von der Regionalen Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie als Landeskoordinatorin von "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage".
„Die Schule ist ein Spiegel der Gesellschaft, in dem es Rassismus gibt. Wir wollen uns heute damit beschäftigen, wie gegen Rassismus und andere Diskriminierungsformen vorgegangen werden kann, um ein gutes Miteinander zu gestalten.“
Sowohl die Vorbereitung als auch der Fachtag selbst waren sehr partizipativ gestaltet. Bei der Organisation gab es Unterstützung durch Schüler:innen verschiedener Schulen im Landkreis, sowie durch Katrin Runk und Christin Tesch von der RAA Brandenburg, Fabian Brauns und Boris Klein vom Kreis-, Kinder- und Jugendring MOL.
Beim Fachtag waren Schüler:innen von zwölf Schulen aus Märkisch-Oderland und Oder-Spree anwesend. Als Tagesziel wurde eine Traumschule mit Courage und couragierten Schüler:innen gesetzt.
Auch Katrin Runk und Christin Tesch begrüßten die Schüler:innen und führten eine kurze Abfrage durch, die die Schüler:innen durch Aufstehen beantwortet haben. Sie erkundigten sich nach den einzelnen Klassenstufen oder auch ob sich die Schüler:innen schon mal benachteiligt gefühlt haben.
In der Vorbereitung, wurden gemeinsame Regeln für den Tag festgelegt, die nun vorgestellt wurden. Hierbei ging es zum Beispiel um einen freundlichen Umgang miteinander, Rücksichtnahme der eigenen Gefühle oder auch um Gleichbehandlung. Zum Schluss wurde den Schüler:innen, die sich an der Vorbereitung des Fachtages beteiligten ein besonderer Dank ausgesprochen.
Danach ging es auf dem Campus verteilt in die Workshops:
WS#2 Mutig gegen Mobbing
Hier wurden verschiedene Beispielsituationen durchgegangen und welche Beteiligten wie handeln können und vielleicht auch sollten. Es wurde im Workshop klar gestellt, dass niemand beim Mobbing unbeteiligt ist und es immer die Rollen der betroffenen Person, die Täter:innen, die Mitläufer:innen und die Zuschauer:innen gibt. Ein wichtiger Satz, der besonders hervorgehoben wurde: „Hilfe holen ist kein Petzen.“
Als Tipp, wenn Lehrer:innen nicht handeln, obwohl es ihre Aufgabe ist, immer wieder eine höhere Instanz aufzusuchen (Vertrauenslehrer:in, Sozialarbeiter:in, Schulleitung, Schulamt etc.)
Generell gibt es im Mobbingsystem ganz viel Angst und Unsicherheit, die immer wieder mitspielt. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Angst vor dem Allein sein, Angst selbst betroffen zu sein oder der Angst die eigene Machtposition zu verlieren.
WS#3 Was tun gegen menschenverachtende Einstellungen in der Schule?!
In diesem Workshop bekamen die Teilnehmenden einen Überblick über Handlungsmöglichkeiten bei diskriminierenden Aussagen. Gemeinsam als Gruppe fanden sie so weitere Ideen, auf die die Teilnehmenden sonst unter Umständen vielleicht gar nicht gekommen wären.
In Kleingruppen analysierten sie verschiedene diskriminierende und menschenverachtende Aussagen und stellten eigene Handlungsmöglichkeiten dar:
- Musik/Videos melden/kommentieren
- Aufmerksamkeit erzeugen
- Hilfe holen
- Anzeige erstatten
- Umstehende Personen ansprechen
- zu den Betroffenen stehen (Stichwort Solidarität)
- Verbündete suchen
- Konfliktlösungsprogramme
- kritisch hinterfragen
- AG gegen rechts oder ähnliches gründen
- Öffentlichkeit (Plakate o.Ä.)
- Expert:innen einbinden
O-Töne der Teilnehmenden:
„Ich nehme ganz viele Ideen mit, wie ich bei diskriminierenden Aussagen handeln kann. Auch die konkrete Fallbesprechung fand ich sehr gut und hat mir weitergeholfen.“
„Ich nehme ganz viele neue Denkansätze mit nach Hause und auch in den Schulalltag!“
WS#4 LSBTIQ… oder was?!
Dieser Workshop drehte sich weniger um die Wissensvermittlung als um eine (Selbst-)Reflexion. Im Workshop wurde mit verschiedenen Methoden sexuelle und geschlechtliche Vielfalt behandelt sowie eigene Standpunkte und Sichtweisen erfahrbar gemacht. Die Teilnehmenden konnten in den verschiedenen Methoden ihre Erfahrungen mit einbringen, in der Gruppe diskutieren und sich austauschen.
Für alle, die noch etwas dazu lernen, sich austauschen oder beraten lassen möchten ist die Website vom Queer Lexikon eine gute Anlaufstelle: https://queer-lexikon.net/
WS#5 Geschickt im Konflikt
Zu Beginn des Workshops führten die Teilnehmenden einen Test durch um herauszufinden, welchem Konfliktstil sie entsprechen. Die verschiedenen Konfliktstile sind Konsens, Kompromiss, Durchsetzung, Vermeidung und Nachgeben. Anhand von Beispielen wurde erklärt, was die unterschiedlichen Stile bedeuten und wie in Konfliktsituationen gehandelt wird.
Natürlich können diese Stile von Situation zu Situation variieren, da es ja immer auf die Art des Konflikts und auch auf das Gegenüber ankommt. Ein Konsens kann zum Beispiel entstehen, wenn eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe stattfindet, wohingegen eine Vermeidung stattfindet, wenn das Gegenüber deutlich mehr Macht hat und man selbst sogar mit Konsequenzen rechnen muss, wenn man etwas dagegensetzt.
O-Ton der Teilnehmer:innen:
„Ich konnte sehr viel mitnehmen. Zum Beispiel, wie ich mit Konflikten umgehe, welche Gefühle ich dabei habe und was ich dabei denke. Insgesamt war es sehr interessant.“
WS#6 Umgang mit sexueller Belästigung
Dieser Workshop war ein Workshop von Schüler:innen für Schüler:innen. Die Gruppe ist zuerst auf sexualisierte Belästigung im Allgemeinen eingegangen und hat rechtliche Fragen geklärt, die teilweise mit den eigenen Definitionen auseinandergehen. Eine eigene Definition von sexualisierter Gewalt hängt eng mit den eigenen Grenzen zusammen. So geht belästigendes Verhalten nicht immer explizit von sexuellen Handlungen aus, sondern schließt auch zum Beispiel „Cat-Calling“ mit ein.
In der Gruppe wurden außerdem Handlungsmöglichkeiten durchgegangen, um im Falle eines Übergriffs bestmöglich zu handeln. Dabei wurde darauf hingewiesen, dass die eigene Sicherheit an oberster Stelle stehen sollte, und dass auch Selbstschutz von Person zu Person unterschiedlich ist.
Für weitere Handlungsmöglichkeiten, die sich auf die Arbeit mit Betroffenen bezieht, ist diese weiterführende Broschüre und das Video zur Broschüre noch sehr spannend: https://gegengewalt.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/1625/2021/10/Broschuere-Wiederstand-nach-dem-Fall-20211024_web.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=WksnvTlpa3k&t=53s
WS#8 Wir bauen unsere Schule ohne Rassismus
In diesem Workshop wurde es kreativ. Am Anfang gab es kleine Kurzinterviews mit denen sich die Teilnehmenden kennenlernen konnten. Um die verschiedenen Positionen von Menschen, die Diskriminierung erfahren, sichtbar zu machen, wurden in einer nächsten Methode Rollen verteilt und von den Teamer:innen Aussagen vorgelesen. Wer diesen Aussagen zugestimmt hat, konnte einen Schritt nach vorne gehen.
Um diese Erfahrungen dann auf den Kontext Schule zu beziehen, wurden verschiedene Ideen gesammelt und geclustert, wie sich die Teilnehmenden ihre Traumschule vorstellen. Diese Ideen wurden dann in einem Modell umgesetzt, was die Gruppe in der Abschlussrunde des Tages vorstellte. Ein paar Ideen waren zum Beispiel Sitzbälle, verstellbare Tische, ein Boxsack, längere Pausen und eine Bar mit Kindergetränken.
WS#9 Austausch der regionalen SoR-Titelträger:innen
Wenn Schulen eine Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage (SoR-SmC) werden wollen, geht die Initiative eigentlich von den Schüler:innen der Schule aus. Oft ist es aber auch so, dass Lehrer:innen oder Sozialarbeiter:innen ein ausschlaggebender Faktor für die Umsetzung des Projekts sind. SoR-SmC ist mit fast 4000 Schulen das größte Schulnetzwerk in Deutschland. 99 brandenburgische Schulen sind daran beteiligt.
Dieser Workshop diente hier nicht nur dem Austausch von Fachkräften an Schulen. Es hätten auch Schüler:innen der Schule teilnehmen können.
Im Workshop wurden Fragen geklärt und der Ablauf geklärt, wie eine Schule den Titel „Schule ohne Rassismus“ bekommt.
O-Töne der Teilnehmer:innen:
„Wir haben den Titel als Schule noch nicht. Von daher war es für uns sehr interessant, wie wir den bekommen können und was noch alles dahintersteckt.“
Pause & Abschlussrunde
In der Pause hatten alle Teilnehmenden, Teamer:innen und Organisator:innen Zeit sich am Mittagsbuffet zu bedienen. Zusätzlich dazu gab es noch einen Infostand von „Schöner leben ohne Nazis“, wo es neben Infomaterial und Merchandise auch die Möglichkeit gab ein Polaroid-Foto von sich machen zu lassen. Für einen weiteren Hingucker sorgte der Stand von Sebastian Lüddemann, bei dem die Teilnehmenden mit dem Cyanotypie-Verfahren eigene Beutel bedrucken konnten.
Mit dem „Energizer gegen das Suppenkoma“ ging es in der großen Runde weiter. Danach stellte der Workshop „Wir bauen unsere Schule ohne Rassismus“ ihr Schulmodell vor und erklärten ihre verschiedenen Räume, wie zum Beispiel den Chillraum oder den Discoraum.
Auch der Workshop „Was tun gegen menschenverachtende Einstellungen in der Schule?!“ stellten vor, was in ihrem Workshop besprochen wurde und welche verschiedenen Lösungsansätze es gibt.
Zum Schluss gab es noch ein offenes Mikrofon, wo alle Teilnehmenden noch ein mal die Möglichkeit hatten Feedback zum Tag zu geben:
„Mir hat es sehr viel Spaß gemacht und es war besser als Schule.“
„Es gab hier den Raum über Dinge zu sprechen, die in der Schule viel zu kurz kommen. Danke, dass ich hier sein durfte!“
Evalutation
Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit uns Ihre Meinung zum Fachtag mit einem Feedback-Bogen zu geben. Von den 101 Teilnehmenden kamen 49 Bögen zurück. Vielen Dank für eure Meinung und hier die Ergebnisse: